Ein paar Menschen durfte kurz der Atem gestockt haben, als wir, von Schmid+Kreative, die Schließung der Werbeagentur verkündeten. Aber was steckt genau dahinter? Und warum man bei Schmid+Kreative mehr an Kreativierung als an Digitalisierung glaubt? Für diese und weitere Fragen stand uns Marco Schmid Rede und Antwort.

S+K: Lieber Marco, Schmid+Kreative hat sich nun endgültig vom Dasein als Werbeagentur verabschiedet. Kannst du uns kurz zusammenfassen, was die Gedanken dahinter waren bzw. sind?

Marco: Es ist ganz einfach: Wir beschäftigen uns bei Schmid+Kreative seit mehreren Jahren verstärkt um die Positionierung als Markenagentur. Und jetzt wollten wir genau das zum Jahresanfang auch einmal klar und deutlich kommunizieren. Für unsere Kunden, die uns die letzten drei oder vier Jahre kennengelernt haben, ist das nicht wirklich neu. Aber irgendwie war es noch Ballast auf unserem Rücken. Jetzt ist klar, dass wir eine andere Denk- und Arbeitsweise als eine Werbeagentur haben.

S+K: Der Fokus liegt klar auf Marke. Dieses Thema fasziniert dich und du faszinierst damit Menschen und Unternehmen. Woran liegt das?

Marco: Ich habe bereits kurz nach meiner Unternehmensgründung überlegt, was eigentlich nach Werbung kommt und was meine Kunden wirklich erfolgreicher macht. Und die Antwort war eben nicht Werbung. In meinem Studium bin ich erstmals mit einem Markendenker in Berührung gekommen. Und dabei war mir sofort klar, dass sich dahinter sehr viel Potenzial verbirgt. Zumindest dann, wenn man es so versteht wie wir. Aus dieser Denkweise entstand unsere ganzheitliche Sicht auf Unternehmen. Nach und nach entwickelte sich daraus eine Philosophie, wie man Unternehmen künftig führen kann. Für uns ist das die Idee hinter Marke: Ein zentrales Werte- und Steuerungsinstrument. Und damit gelingt es uns, Probleme und Herausforderungen von unseren Kunden mit neuen Wegen anzugehen. Das fasziniert und begeistert mich und unsere Kunden.

S+K: Es ist also auch ein Lösungsweg für die großen Bewegungen unserer Zeit wie Digitalisierung oder Globalisierung?

Marco: Absolut! Wobei wir eher an eine Kreativierung glauben. Die großen erfolgreichen Unternehmen wie Apple, Amazon oder echte Game-Changer wie Airbnb sind keine Digitalunternehmen. Es sind ganzheitliche Kreativunternehmen. Sie gestalten nicht nur ihre Shops und digitalen Anwendungen kreativ, sondern gestalten ein kreatives Umfeld für Menschen, Prozesse und Lösungen.

S+K: Digitalisierung ist für dich also zweitrangig?

Marco: Nicht zweitrangig. Es ist für mich das Ergebnis aus der Kreativierung. Was helfen mir digitale Tools, wenn das Unternehmen dafür nicht startklar ist. Ich möchte auch gar nicht einzelne Komponenten in den Vordergrund stellen. Es sind einfach meine Erfahrungen und ich suche immer nach Lösungsansätzen. Die Kreativierung ist ein Ansatz an den wir glauben.

S+K: Wie passt dann Marke dazu?

Marco: Marke ist das Werkzeug für diese Kreativierung. Wir stellen Unternehmen die richtigen Fragen und viele können zum Beispiel ihre Werte nicht einheitlich nennen. Jede starke Marke braucht ein starkes Fundament. Werte, Vision, einen klaren Weg die Dinge anzugehen und zu tun. Diesen Weg kann man mit Markenführung sinnvoll und nachhaltig beschreiten.

S+K: Zu dieser Haltung habt ihr auch die Kompetenzbereiche neu gegliedert. Wie ist das zu verstehen?

Marco: Mit unserem schwarzen Faden haben wir eine eigene Methode ins Leben gerufen, die alle strategischen, visuellen und menschlichen Aspekte einer Marke verknüpft. Und der Mensch steht für uns im Mittelpunkt erfolgreicher Marken. Unsere Kompetenzbereiche gliedern sich entlang des schwarzen Fadens. Von der Strategie, über die Unternehmensidentität, bis hin zur starken Arbeitgebermarke und erfolgreicher Implementierungsphasen. Wir können das gesamte Spektrum der Markenentwicklung und Markenführung begleiten. Viele sind überrascht wie tief wir in die Unternehmen einsteigen. Aber nur so, können wir wirklich etwas bewegen.

S+K: Du möchtest somit auch Menschen kreativer machen?

Marco: Jein. Die Unternehmen haben sich in den letzten Jahren stark um die fachliche Ausbildung Ihrer Mitarbeiter gekümmert. Und das war und bleibt wichtig. Was jedoch oftmals vernachlässigt wurde ist die persönliche Weiterentwicklung der Menschen. Man hat mehr mit Regeln und Anweisungen gearbeitet, als mit übertragener Verantwortung und möglicher Freiheit. Wenn wir den Menschen das "Warum" und erst dann das "Wie" an die Hand geben, entstehen ganz andere Freiräume und Verhaltensweisen der Mitarbeiter. Dass verlangt von Unternehmen eine neue Sicht auf die Dinge, bringt aber für mich viele Lösungen mit sich. Fachkräftemangel, neue Generationen, Smartphone hier, mehr Urlaub dort. Viele dieser Herausforderungen für Arbeitgeber begegnen wir mit unseren New Work + Feel Good - Ansätzen.

S+K: Ist das ein Zukunftsbereich für Schmid+Kreative?

Marco: Es ist einer von vielen Bereichen, den wir bei uns verstärkt aufbauen wollen. Neben der strategischen und visuellen Arbeit, brauchen wir und unsere Kunden den Menschen zur Umsetzung und Emotionalisierung der Konzepte und Ideen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor der Zukunft.

S+K: Wie begegnet ihr bei Schmid+Kreative diesen Aufgaben und Herausforderungen?

Marco: Auch wir müssen uns stets weiterentwickeln und verändern. Für uns ist das der ständige Begleiter. Man kann sich daran tatsächlich gewöhnen. Wir setzen stark auf die Weiterentwicklung unseres Teams. Jeder bekommt fachliche und persönliche Entwicklungsangebote. Jeder soll sich in seinem Bereich entfalten, besser werden und somit unseren Kunden einen echten und tiefgründigen Mehrwert bieten. Bei S+K war schon immer eine besondere Kultur zu spüren. Diese gestalten wir nun sehr aktiv. Mehr denn je.

S+K: Kannst du uns das an Beispielen noch näher bringen?

Marco: Gerne. Wobei man hier gerne auch unser Team befragen müsste. Was tun wir? Es gibt bei uns keine festen Urlaubsregelungen. Jeder nimmt sich den Urlaub, den er für sich, seine anderen Interessen oder einfach mal für einen Break braucht. Jeder kann auf Home-Office oder flexible Arbeitszeiten zurückgreifen. Dazu bieten wir Fort- und Weiterbildung nach Wunsch und Absprache an. Und was wohl untypisch für Agenturen ist, ist unsere nicht mehr vorhandene Stunden- und Zeiterfassung. Somit schaffen wir Freiheiten mit starken Eigenverantwortungsbereichen. Das ist ein Nehmen und Geben. Dazu gäbe es noch viel mehr zu erzählen, aber man kann unseren Spirit auch auf unserer Karriereseite unter www.schmidundkreative.de/karriere nachlesen.

S+K: Marco, vielen Dank für die offenen Worte und Einblicke. Bis zum nächsten Mal.

Das Interview führte Lisa.